Nico Hoffmann
2024-05-13 18:48:03 UTC
Also hier der Bericht, eingekürzt auf den datu-relevanten Teil.
Trotzdem etwas länger. Mich hat es auch Zeit gekostet (siehe unten),
warum sollte ich's euch leichter machen?
Das überlange Wochenende lud zu einer kl. Reise ein. Am Freitag früh
mit dem Faltrad in den Zug und dann nach Fulda. Samstag nachmittags,
also nach Besichtigung der Sehenswürdigkeiten[1] weiter bis
Langenselbold (genau, das ist kurz vor FFM) um mit einem alten Freund
zu dinieren. Sonntags wieder zurück. Klingt einfach.
Für Freitag ergab sich die Möglichkeit, eine günstige Fahrkarte für
den ICE zu erwerben und um kurz vor 11 in Fulda zu sein, das passte
sehr gut, d.h. ICE ab Leipzig. Chemnitz ist nach Leipzig mit Zügen der
MRB angebunden, also notdürftig aufgehübschte DDR-Reisezugwagen.
Unklimatisiert und nicht barrierefrei, d.h., was auch mich als
Faltrad-tragenden Reisenden betrifft, steile, enge Einstiege. Aber
immerhin, das Zeug rollt. Sonst alles schick, ruhiger Fensterplatz im
ICE, halbwegs pünktlich, was will man mehr. Ebenso der 'zweite Teil'
am Samstag, FD - Langenselbold.
Die Planung für die Rückreise am Sonntag ergab eine
'Nahverkehrs'verbindung ab Hanau. Dort hält der Zug FFM - Bamberg
(über Lohr, Würzburg, Schweinfurt). Von Bamberg gibt es eine
Verbindung nach Hof, und von da geht es ja geradewegs nach
Chemnitz... Die Anschlüsse passen überraschend gut, und so ist diese
Verbindung insgesamt nur 1 oder 1,5 Stunden langsamer als der ICE. Der
ist mir die 120 EUR für die ICE-Fahrkarte dann nicht wert.
Ich entschließe mich, in HU die 10-Uhr-Verbindung zu nehmen. Die
Bahn-Webseite erwartet eine niedrige Auslastung, und falls was
schiefgeht, nehme ich den nächsten, den übernächsten Zug.
Anfangs ist tatsächlich fast[2] alles schick. 'Niedrige Auslastung'
heißt zwar 'fast vollbesetzt', aber bald habe ich einen ruhigen
Sitzplatz am Fenster, usw. Bis Schweinfurt.
Der Zug beschleunigt aus dem HBF Schweinfurt heraus, bremst dann
abrupt ab und bleibt stehen. Lautsprecherdurchsage: Es hätte einen
"Personenunfall" gegeben, wir könnten nicht weiter, alles weitere sei
im Moment nicht zu sagen und bitte abzuwarten. Nach und nach treffen
Polizei, Feuerwehr, Sanka, Notarzt und ein Krisenverantwortungsträger
der Bahn, ohne den offenbar gar nichts geht, ein (und der
Staatsanwalt, iirc). Vom Fensterplatz aus schön zu beobachten. Der
Zugbegleiter hält uns auf dem Laufenden. Die Strecke, also beide
Gleise, ist dicht und wird es für die nächsten Stunden auch bleiben.
Irgendwann werden wir 'evakuiert', d.h. die Feuerwehr hat mit
Holzbohlen einen Steig zur nächsten Straße improvisiert. Bis hier
läuft es professionell, da gibt es nichts zu meckern.
Man kann mit Bussen (oder mit dem Rad) zurück nach Schweinfurt HBF
fahren. Ich frage, ob es ab der nächsten Station, Haßfurt
(Fahrradentfernung!), weiterginge, aber der DB-Mensch schüttelt den
Kopf. Da wäre jetzt kein Personal und käme auch keins hin, denn die
Strecke ist ja zu. Die DB rät uns nach Nürnberg zu fahren und von da
weiter nach Bamberg. In bezug auf Bamberg richtig, aber ich muß ja
noch weiter, ganz woanders hin und knoble mir eine Route von
Schweinfurt über Erfurt und Leipzig aus.
Inzwischen ist es nach 14:00 Uhr, normalerweise wäre ich schon bald in
Hof...
Der Zug ab Schweinfurt kommt aus Würzburg. Ein Dreierpack 612er, also
Dieseltriebwagen mit Neige-Schlinger-Holper-Rütteltechnik. Als er in
Schweinfurt ankommt ist er schon voll, und ein großer Teil meiner
evakuierten Mitreisenden hatte offenbar die gleiche Idee wie ich...
Der Zugchef wirft die Radfahrer raus, aber das ist ein Tropfen auf den
heißen Stein. Mit dem zusammengeklappten Faltrad darf ich mit. Also
Stehplatz im Gedränge (zwei Stunden bis Erfurt).
In Erfurt soll es Richtung Leipzig weitergehen. Wir spielen erst
einmal Bahnsteigunterführungslaufen und zurück, d.h. der Lautsprecher
ändert die Gleisnummer und macht das ein paar Minuten später wieder
rückgängig.
Es fällt der Abellio GmbH die Ehre zu, die Reisenden zu befördern.
Der Name klingt martialisch, aber ist nur eine der gefühlt tausend
privaten Amateureisenbahnen, denen man als Bahnreisender irgendwie
unterworfen ist, ohne eine realistische Alternative.
Man kann sich ein Bild von dieser Firma machen, wenn ich
sage, dass die Verbindung Erfurt - Leipzig (also eine stark
frequentierte, überregionale Verbindung zweier Großstädte) mit einer
Art besserer Straßenbahn, bzw. S-Bahn, bedient wird. Also ein
_einziger_ S-Bahn-Zug. Und zwar auch am Sonntag Nachmittag, wenn die
Hölle los ist. Das Ding ist so klein, dass es auf dem Bahnsteig in
Erfurt HBF verloren wirkt. Es hätte ein halbes Dutzend dieser Bähnchen
hingepasst. Und die hätte es auch gebraucht, das Ding war voll
(wirklich voll!) nachdem nur ein kleiner Teil der Reisenden
eingestiegen war. Der Rest (inkl. mir) mußte dableiben.
Nun... die nächste Abellio-S-Bahn ging 20 Minuten später. Ich weiß
nicht, ob diesmal alle mitgekommen sind, aber ich habe gewisse
Zweifel. Ich war immerhin drin (ein Stehplatz, aber ich konnte nicht
umfallen). Leider nicht direkt nach Leipzig, sondern mit Umsteigen in
Naumburg, in, ihr ahnt es schon, die nächste Abellio-S-Bahn (Stehplatz
ohne Möglichkeit umzufallen) dann bis Leipzig.
Von Leipzig dann wieder der DDR-Zug nach Chemnitz. Ich hätte nie
gedacht, dass ich mich mal freue, da einzusteigen.
Insgesamt vier Stunden plus...
N.
[1] u.A. Point Alpha, ich berichtete hier.
[2] vier Dostos mit insgesamt 4 Toiletten. Funktionsfähig sind zwei
davon. Aber irgendwas ist ja immer, und ich musste gottseidank nicht.
Trotzdem etwas länger. Mich hat es auch Zeit gekostet (siehe unten),
warum sollte ich's euch leichter machen?
Das überlange Wochenende lud zu einer kl. Reise ein. Am Freitag früh
mit dem Faltrad in den Zug und dann nach Fulda. Samstag nachmittags,
also nach Besichtigung der Sehenswürdigkeiten[1] weiter bis
Langenselbold (genau, das ist kurz vor FFM) um mit einem alten Freund
zu dinieren. Sonntags wieder zurück. Klingt einfach.
Für Freitag ergab sich die Möglichkeit, eine günstige Fahrkarte für
den ICE zu erwerben und um kurz vor 11 in Fulda zu sein, das passte
sehr gut, d.h. ICE ab Leipzig. Chemnitz ist nach Leipzig mit Zügen der
MRB angebunden, also notdürftig aufgehübschte DDR-Reisezugwagen.
Unklimatisiert und nicht barrierefrei, d.h., was auch mich als
Faltrad-tragenden Reisenden betrifft, steile, enge Einstiege. Aber
immerhin, das Zeug rollt. Sonst alles schick, ruhiger Fensterplatz im
ICE, halbwegs pünktlich, was will man mehr. Ebenso der 'zweite Teil'
am Samstag, FD - Langenselbold.
Die Planung für die Rückreise am Sonntag ergab eine
'Nahverkehrs'verbindung ab Hanau. Dort hält der Zug FFM - Bamberg
(über Lohr, Würzburg, Schweinfurt). Von Bamberg gibt es eine
Verbindung nach Hof, und von da geht es ja geradewegs nach
Chemnitz... Die Anschlüsse passen überraschend gut, und so ist diese
Verbindung insgesamt nur 1 oder 1,5 Stunden langsamer als der ICE. Der
ist mir die 120 EUR für die ICE-Fahrkarte dann nicht wert.
Ich entschließe mich, in HU die 10-Uhr-Verbindung zu nehmen. Die
Bahn-Webseite erwartet eine niedrige Auslastung, und falls was
schiefgeht, nehme ich den nächsten, den übernächsten Zug.
Anfangs ist tatsächlich fast[2] alles schick. 'Niedrige Auslastung'
heißt zwar 'fast vollbesetzt', aber bald habe ich einen ruhigen
Sitzplatz am Fenster, usw. Bis Schweinfurt.
Der Zug beschleunigt aus dem HBF Schweinfurt heraus, bremst dann
abrupt ab und bleibt stehen. Lautsprecherdurchsage: Es hätte einen
"Personenunfall" gegeben, wir könnten nicht weiter, alles weitere sei
im Moment nicht zu sagen und bitte abzuwarten. Nach und nach treffen
Polizei, Feuerwehr, Sanka, Notarzt und ein Krisenverantwortungsträger
der Bahn, ohne den offenbar gar nichts geht, ein (und der
Staatsanwalt, iirc). Vom Fensterplatz aus schön zu beobachten. Der
Zugbegleiter hält uns auf dem Laufenden. Die Strecke, also beide
Gleise, ist dicht und wird es für die nächsten Stunden auch bleiben.
Irgendwann werden wir 'evakuiert', d.h. die Feuerwehr hat mit
Holzbohlen einen Steig zur nächsten Straße improvisiert. Bis hier
läuft es professionell, da gibt es nichts zu meckern.
Man kann mit Bussen (oder mit dem Rad) zurück nach Schweinfurt HBF
fahren. Ich frage, ob es ab der nächsten Station, Haßfurt
(Fahrradentfernung!), weiterginge, aber der DB-Mensch schüttelt den
Kopf. Da wäre jetzt kein Personal und käme auch keins hin, denn die
Strecke ist ja zu. Die DB rät uns nach Nürnberg zu fahren und von da
weiter nach Bamberg. In bezug auf Bamberg richtig, aber ich muß ja
noch weiter, ganz woanders hin und knoble mir eine Route von
Schweinfurt über Erfurt und Leipzig aus.
Inzwischen ist es nach 14:00 Uhr, normalerweise wäre ich schon bald in
Hof...
Der Zug ab Schweinfurt kommt aus Würzburg. Ein Dreierpack 612er, also
Dieseltriebwagen mit Neige-Schlinger-Holper-Rütteltechnik. Als er in
Schweinfurt ankommt ist er schon voll, und ein großer Teil meiner
evakuierten Mitreisenden hatte offenbar die gleiche Idee wie ich...
Der Zugchef wirft die Radfahrer raus, aber das ist ein Tropfen auf den
heißen Stein. Mit dem zusammengeklappten Faltrad darf ich mit. Also
Stehplatz im Gedränge (zwei Stunden bis Erfurt).
In Erfurt soll es Richtung Leipzig weitergehen. Wir spielen erst
einmal Bahnsteigunterführungslaufen und zurück, d.h. der Lautsprecher
ändert die Gleisnummer und macht das ein paar Minuten später wieder
rückgängig.
Es fällt der Abellio GmbH die Ehre zu, die Reisenden zu befördern.
Der Name klingt martialisch, aber ist nur eine der gefühlt tausend
privaten Amateureisenbahnen, denen man als Bahnreisender irgendwie
unterworfen ist, ohne eine realistische Alternative.
Man kann sich ein Bild von dieser Firma machen, wenn ich
sage, dass die Verbindung Erfurt - Leipzig (also eine stark
frequentierte, überregionale Verbindung zweier Großstädte) mit einer
Art besserer Straßenbahn, bzw. S-Bahn, bedient wird. Also ein
_einziger_ S-Bahn-Zug. Und zwar auch am Sonntag Nachmittag, wenn die
Hölle los ist. Das Ding ist so klein, dass es auf dem Bahnsteig in
Erfurt HBF verloren wirkt. Es hätte ein halbes Dutzend dieser Bähnchen
hingepasst. Und die hätte es auch gebraucht, das Ding war voll
(wirklich voll!) nachdem nur ein kleiner Teil der Reisenden
eingestiegen war. Der Rest (inkl. mir) mußte dableiben.
Nun... die nächste Abellio-S-Bahn ging 20 Minuten später. Ich weiß
nicht, ob diesmal alle mitgekommen sind, aber ich habe gewisse
Zweifel. Ich war immerhin drin (ein Stehplatz, aber ich konnte nicht
umfallen). Leider nicht direkt nach Leipzig, sondern mit Umsteigen in
Naumburg, in, ihr ahnt es schon, die nächste Abellio-S-Bahn (Stehplatz
ohne Möglichkeit umzufallen) dann bis Leipzig.
Von Leipzig dann wieder der DDR-Zug nach Chemnitz. Ich hätte nie
gedacht, dass ich mich mal freue, da einzusteigen.
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[2] vier Dostos mit insgesamt 4 Toiletten. Funktionsfähig sind zwei
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